Haben Sie Schwierigkeiten, Ihren PC zu starten? Erfahren Sie hier, wie Sie mit Grub Rescue den Bootloader reparieren und Startprobleme schnell lösen können.

Der Bootvorgang eines Computers ist ein komplexer Prozess, der reibungslos ablaufen muss, damit das Betriebssystem ordnungsgemäß startet. Insbesondere bei Linux-Systemen spielt der Bootloader GRUB (GRand Unified Bootloader) eine entscheidende Rolle. Kommt es hier zu Problemen, zeigt der Computer möglicherweise nur eine Meldung wie grub rescue> oder startet gar nicht mehr.
In diesem Artikel erfahren Sie, wie Sie den GRUB-Bootloader reparieren und Startprobleme beheben können. Wir betrachten sowohl die Ursachen als auch die einzelnen Schritte der Fehlerbehebung.
Einführung in GRUB
GRUB ist ein leistungsfähiger Bootloader, der beim Starten des Computers zunächst die Hardware initialisiert und anschließend das Betriebssystem lädt. Er unterstützt mehrere Betriebssysteme auf einem Rechner, verschiedene Dateisysteme und bietet ein interaktives Menü, über das der Benutzer auswählen kann, welches System gestartet werden soll.
Es gibt zwei Versionen, die in der Praxis häufig verwendet werden:
- GRUB Legacy (Version 0.9x): Ältere Version, heute kaum noch in Gebrauch.
- GRUB 2 (ab Version 1.98): Moderne Version mit erweitertem Funktionsumfang, unterstützt Skripte, Themes und komplexere Boot-Szenarien.
GRUB besteht im Wesentlichen aus mehreren Stufen:
- Stage 1: Wird im Master Boot Record (MBR) gespeichert und lädt Stage 1.5.
- Stage 1.5: Optional, enthält Treiber für bestimmte Dateisysteme.
- Stage 2: Das eigentliche GRUB-Menü, das das Betriebssystem lädt.
Ein fehlerhafter Bootloader kann durch fehlerhafte Updates, geänderte Partitionen oder beschädigte Dateien verursacht werden. In solchen Fällen erscheint häufig der grub rescue>-Prompt.
Ursachen für den GRUB-Rescue-Modus
Der GRUB-Rescue-Modus wird ausgelöst, wenn der Bootloader seine Konfigurationsdateien nicht finden kann oder wichtige Partitionen fehlen. Typische Ursachen sind:
- Fehlerhafte Partitionstabellen
Änderungen an der Partitionstabelle, z. B. durch das Löschen oder Verschieben von Partitionen, können dazu führen, dass GRUB seine Referenzen verliert. - Beschädigte GRUB-Konfigurationsdateien
Die Hauptkonfigurationsdateigrub.cfgkann beschädigt werden, wenn Updates oder manuelle Änderungen fehlschlagen. - MBR oder EFI-Partition beschädigt
Bei BIOS-Systemen liegt der MBR am Anfang der Festplatte. Bei UEFI-Systemen ist die EFI-Systempartition entscheidend. Beschädigungen führen zum Bootfehler. - Dateisystemfehler
Ein beschädigtes Dateisystem auf der Linux-Partition verhindert, dass GRUB die notwendigen Dateien lesen kann. - Mehrere Betriebssysteme
Wenn Windows oder ein anderes System die Bootpartition überschreibt, kann GRUB nicht mehr korrekt starten. - Festplattenwechsel oder RAID-Änderungen
Änderungen an der Hardwarekonfiguration können die UUIDs der Partitionen verändern, die GRUB zur Identifikation benötigt.
Erste Schritte bei GRUB-Problemen
Wenn Ihr Computer beim Starten direkt in den grub rescue>-Modus wechselt, sollten Sie folgende Schritte durchführen:
Überblick über die vorhandenen Partitionen
Im grub rescue>-Modus können Sie zunächst prüfen, welche Partitionen GRUB erkennt. Verwenden Sie dazu den Befehl:
ls
Dieser Befehl listet alle verfügbaren Laufwerke und Partitionen in der Form (hd0), (hd0,msdos1), (hd0,msdos2) oder bei GPT-Partitionierung (hd0,gpt1) auf.
Prüfen der Dateisysteme
Sie können anschließend testen, welche Partition das Betriebssystem enthält:
ls (hd0,msdos1)/
Ersetzen Sie (hd0,msdos1) durch die entsprechende Partition. Wenn die Partition die Verzeichnisse /boot oder /grub enthält, handelt es sich wahrscheinlich um die richtige Boot-Partition.
Temporäres Booten von GRUB
Um das System vorübergehend zu starten, ohne GRUB vollständig zu reparieren, können Sie die Partitionen manuell angeben. Ein Beispiel für ein Standard-Linux-System:
set prefix=(hd0,msdos1)/boot/grub
set root=(hd0,msdos1)
insmod normal
normal
Hierbei bedeutet:
set prefix=...– Pfad zu den GRUB-Dateien.set root=...– Partition, auf der Linux installiert ist.insmod normal– lädt das Modul, um das normale GRUB-Menü anzuzeigen.normal– startet GRUB im normalen Modus.
Wenn alles funktioniert, sollte das GRUB-Menü erscheinen, und Sie können Ihr Betriebssystem starten.
GRUB dauerhaft reparieren
Temporäres Booten ist praktisch, um das System zu starten. Für eine dauerhafte Lösung müssen Sie GRUB neu installieren.
Booten von einem Live-System
Laden Sie ein Linux-Live-System (z. B. Ubuntu, Debian oder Fedora) von USB-Stick oder CD und starten Sie davon. Öffnen Sie anschließend ein Terminal.
Partitionen mounten
Mounten Sie Ihre Linux-Partition. Angenommen, Ihre Linux-Partition ist /dev/sda1:
sudo mount /dev/sda1 /mnt
Falls Sie eine separate Boot-Partition haben, z. B. /dev/sda2, mounten Sie diese ebenfalls:
sudo mount /dev/sda2 /mnt/boot
Bind-Mount für Systemverzeichnisse
Damit GRUB korrekt installiert werden kann, binden Sie wichtige Systemverzeichnisse:
sudo mount --bind /dev /mnt/dev
sudo mount --bind /proc /mnt/proc
sudo mount --bind /sys /mnt/sys
Chroot in das System
Mit chroot wechseln Sie in das installierte System:
sudo chroot /mnt
Nun arbeiten Sie so, als wären Sie auf der echten Festplatte gestartet.
GRUB neu installieren
Für BIOS-Systeme:
grub-install /dev/sda
update-grub
Für UEFI-Systeme:
grub-install --target=x86_64-efi --efi-directory=/boot/efi --bootloader-id=GRUB
update-grub
update-grub erzeugt die neue Konfigurationsdatei grub.cfg.
System verlassen und Neustarten
Verlassen Sie das chroot:
exit
sudo umount /mnt/dev
sudo umount /mnt/proc
sudo umount /mnt/sys
sudo umount /mnt/boot
sudo umount /mnt
Starten Sie anschließend den Computer neu. GRUB sollte jetzt wieder korrekt erscheinen.
Fehlerbehebung bei häufigen Problemen
GRUB meldet „unknown filesystem“
Dieser Fehler tritt auf, wenn GRUB die Partition nicht lesen kann. Prüfen Sie das Dateisystem:
sudo fsck /dev/sda1
Ersetzen Sie /dev/sda1 durch Ihre Partition. Danach GRUB neu installieren.
GRUB zeigt „error: no such partition“
Dies deutet auf falsche Partitionen oder geänderte UUIDs hin. Prüfen Sie die UUIDs:
sudo blkid
Vergleichen Sie die UUIDs mit der grub.cfg und passen Sie diese bei Bedarf an.
Nach Windows-Installation GRUB weg
Windows überschreibt häufig den MBR. Starten Sie von einem Linux-Live-System und installieren Sie GRUB wie oben beschrieben neu.
Vermeidung zukünftiger Probleme
Um erneuten Bootproblemen vorzubeugen:
- Backups erstellen
Sichern Sie die Partitionstabelle und wichtige Konfigurationsdateien regelmäßig. - Systemupdates vorsichtig durchführen
GRUB-Updates sollten nicht unterbrochen werden. - UUIDs prüfen
Achten Sie auf UUIDs beim Ändern von Partitionen. - Separate Boot-Partition
Eine eigene/boot-Partition erleichtert die Reparatur. - UEFI vs BIOS beachten
Mischen Sie nicht beide Bootmodi auf einem System.
GRUB-Tools für die Reparatur
Neben den manuellen Schritten gibt es spezialisierte Tools:
- Boot-Repair
Ein grafisches Tool, das GRUB automatisch erkennt und repariert. Ideal für Einsteiger. - Super GRUB2 Disk
Ein Live-System, das beschädigte Systeme temporär booten kann. - Rescatux
Bietet umfangreiche Optionen zur Systemrettung, inklusive GRUB-Reparatur.
Zusammenfassung
GRUB ist ein unverzichtbarer Bestandteil eines Linux-Systems. Bootprobleme treten häufig durch:
- Beschädigte Konfigurationsdateien
- Geänderte Partitionen
- Überschriebene Bootsektoren
auf. Der grub rescue>-Modus ermöglicht, das System temporär zu starten. Für die dauerhafte Reparatur sind folgende Schritte entscheidend:
- Live-System starten
- Partitionen mounten
- chroot in das installierte System
- GRUB neu installieren
- System neu starten
Mit diesen Maßnahmen lassen sich die meisten Bootprobleme zuverlässig beheben. Ergänzende Tools wie Boot-Repair oder Super GRUB2 Disk können die Arbeit erleichtern.
Dieser Leitfaden bietet sowohl praktische Anweisungen für Anfänger als auch tiefgehende technische Details für fortgeschrittene Benutzer. Wer diese Schritte befolgt, kann nahezu jedes GRUB-Problem lösen und das Linux-System wieder voll funktionsfähig machen.
