Haben Sie auf Windows 11/10 den Fehler DRIVER_IRQL_NOT_LESS_OR_EQUAL? Erfahren Sie hier, was die Ursache ist und wie Sie das Problem schnell und sicher lösen können.

Der Bluescreen-Fehler „DRIVER_IRQL_NOT_LESS_OR_EQUAL (0xD1)“ in Verbindung mit „tcpip.sys“ weist fast immer auf ein Problem im Netzwerk‑Stack von Windows hin – meist ausgelöst durch fehlerhafte oder inkompatible Treiber, Filter (VPN, Firewall, Antivirus) oder selten beschädigte Systemdateien.
Mit einem systematischen Vorgehen lässt sich der Fehler in den meisten Fällen dauerhaft beseitigen, ohne das System komplett neu installieren zu müssen.
Was der Fehler technisch bedeutet
Die Fehlerprüfung 0xD1 („DRIVER_IRQL_NOT_LESS_OR_EQUAL“) bedeutet, dass ein Kernelmodustreiber auf Speicher zugegriffen hat, der in diesem Moment nicht zulässig oder nicht erreichbar war, während die Interrupt-Anforderungsebene (IRQL) bereits zu hoch war. Vereinfacht ausgedrückt hat ein Treiber im Kernelbereich etwas getan, was an dieser Stelle schlicht verboten ist, typischerweise ein fehlerhafter Speicherzugriff.
Wenn in der Bluescreen-Meldung als verursachende Datei „tcpip.sys“ steht, betrifft der Absturz den TCP/IP-Treiber von Windows, der für die grundlegende Netzwerkkommunikation (LAN, WLAN, Internet) zuständig ist. „tcpip.sys“ selbst ist ein Bestandteil von Windows, der Fehler wird aber häufig durch Dritthersteller-Treiber oder -Filter ausgelöst, die auf diesen Netzwerk-Stack aufsetzen (z.B. Virenschutz, VPN, spezielle Firewall‑ oder Tuning-Software).
Typische Ursachen im Überblick
In der Praxis zeigen Forenbeiträge, Microsoft-Q&A-Einträge und Debug-Analysen immer wieder ähnliche Problemquellen:
- Fehlerhafte oder veraltete Netzwerktreiber (LAN/WLAN, ggf. USB‑Netzwerkadapter).
- VPN-Clients mit eigenem Netzwerkfilter (z.B. Pulse Secure, andere Enterprise‑VPN‑Lösungen).
- Dritthersteller-Virenscanner und Internet-Security-Suiten, die sich tief in den Netzwerk-Stack einklinken.
- Firewall‑ und Filtertreiber von Tuning‑, Monitoring‑ oder Paket-Sniffer-Tools.
- Beschädigte Windows-Systemdateien oder eine inkonsistente Netzwerkkonfiguration.
- In seltenen Fällen RAM‑Probleme oder andere Hardwarefehler, die erst unter Netzwerklast auffallen.
Anhand bestimmter Muster (tritt der Fehler nur bei WLAN‑Nutzung auf, nur bei VPN, nur bei bestimmten Spielen etc.) können Sie eingrenzen, welche der Ursachen am wahrscheinlichsten ist.
Erste Diagnose: Informationen sammeln
Bevor Sie Änderungen am System vornehmen, lohnt sich ein kurzer Diagnose-Check, um später gezielt vorgehen zu können.
- Notieren Sie, in welchen Situationen der Bluescreen auftritt:
- Nur beim Surfen oder Downloads.
- Beim Aufbau einer VPN-Verbindung.
- Beim Wechsel von WLAN zu LAN.
- Nach der Installation einer bestimmten Software oder eines Treibers.
- Prüfen Sie den Zuverlässigkeitsverlauf („Zuverlässigkeitsverlauf anzeigen“) und die Ereignisanzeige auf wiederkehrende Fehler im Zusammenhang mit Netzwerk, Treibern oder Sicherheitssoftware.
- Analysieren Sie – falls vorhanden – Minidump-Dateien aus „C:\Windows\Minidump“ mit Tools wie BlueScreenView oder WinDbg, um zu sehen, ob neben „tcpip.sys“ weitere Treiber (z.B. von VPN oder Antivirus) immer wieder im Stack erscheinen.
Diese Vorarbeit hilft, später nicht „blind“ alle möglichen Komponenten zu deinstallieren, sondern systematisch von den wahrscheinlichsten Verursachern auszugehen.
Schritt 1: Netzwerktreiber aktualisieren oder neu installieren
In sehr vielen Fällen lassen sich Bluescreens mit „tcpip.sys“ bereits über die Netzwerktreiber beheben. Gehen Sie wie folgt vor:
- Öffnen Sie den Geräte-Manager und suchen Sie unter „Netzwerkadapter“ Ihre LAN‑ und WLAN‑Adapter.
- Laden Sie die aktuellen Treiber direkt von der Herstellerseite (Mainboard‑Hersteller bzw. Notebook‑Hersteller oder Chip-Hersteller wie Intel, Realtek, Qualcomm).
- Installieren Sie die Treiber manuell, anstatt sich ausschließlich auf die automatisch von Windows gelieferten Treiber zu verlassen.
- Wenn bereits die neuesten Treiber installiert sind, deinstallieren Sie die betroffenen Adapter im Geräte-Manager („Gerät deinstallieren“, inkl. Treibersoftware) und starten Sie Windows neu, damit die Treiber frisch eingerichtet werden.
Gerade nach größeren Windows‑Updates kommt es vor, dass ältere Netzwerktreiber instabil werden und erst nach einer Aktualisierung oder Neuinstallation wieder sauber mit dem aktuellen System harmonieren.
Schritt 2: VPN- und Filtersoftware prüfen
VPN‑Clients und Security-Lösungen bringen in vielen Fällen eigene NDIS‑Filtertreiber mit, die sich in den TCP/IP‑Stack einklinken und dadurch Bluescreens auslösen können.
- Deinstallieren Sie testweise alle nicht zwingend benötigten VPN‑Clients (z.B. Pulse Secure, Cisco AnyConnect, proprietäre Unternehmens‑VPNs), insbesondere wenn die Bluescreens zeitlich mit deren Installation zusammenfallen.
- Nutzen Sie – falls vorhanden – die vom Hersteller bereitgestellten Removal‑Tools, um Treiberreste vollständig zu entfernen.
- Falls Sie den VPN‑Client beruflich benötigen, prüfen Sie beim IT‑Support oder Hersteller, ob es eine aktuellere Version mit korrigierten Treibern gibt.
- Beobachten Sie, ob der Fehler nach der Deinstallation oder Aktualisierung von VPN-Software beim normalen Surfen oder unter Last weiterhin auftritt.
Mehrere Fälle in Herstellerforen zeigen, dass insbesondere Pulse-Secure‑Treiber im Zusammenspiel mit aktuellen Windows‑Versionen zu „DRIVER_IRQL_NOT_LESS_OR_EQUAL (tcpip.sys)“ geführt haben und erst nach Deinstallation oder einem Update stabil liefen.
Schritt 3: Dritthersteller-Antivirus und Internet-Security entfernen
Dritthersteller-Virenscanner und umfassende Security-Suiten hängen sich tief in die Netzwerkkommunikation ein (Web‑Schutz, Mail-Filter, „Safe Banking“ usw.) und können dabei den tcpip‑Treiber destabilisieren.
- Deinstallieren Sie testweise alle zusätzlichen Antivirus- oder Internet-Security-Produkte (Avira, McAfee, Total AV, Kaspersky usw.).
- Nutzen Sie auch hier, wenn möglich, spezielle Removal-Tools der Hersteller, um Treiberreste (Filter, Dienste) zu entfernen.
- Aktivieren Sie vorübergehend nur den integrierten Windows Defender (Microsoft Defender Antivirus), der deutlich seltener zu solchen Kernel-Fehlern führt.
- Prüfen Sie im Anschluss, ob die Bluescreens weiterhin auftreten, insbesondere unter denselben Bedingungen wie zuvor (z.B. beim Streaming oder Online-Gaming).
Auf Microsoft-Q&A wurde mehrfach berichtet, dass das Entfernen bestimmter Virenscanner in Kombination mit einem aktuellen Windows‑Update den Fehler dauerhaft beseitigt hat.
Schritt 4: Windows und Netzwerk-Stack zurücksetzen
Falls Treiber‑ und Software-Bereinigung nicht genügt, kann ein Rücksetzen von Netzwerkkomponenten und eine Überprüfung der Systemdateien helfen.
Empfohlene Maßnahmen:
- TCP/IP-Stack zurücksetzen über Eingabeaufforderung mit Administratorrechten:
- „netsh int ip reset“
- „netsh winsock reset“
- IP-Konfiguration erneuern („ipconfig /release“ und „ipconfig /renew“) und DNS‑Cache leeren („ipconfig /flushdns“), um Konfigurationsreste zu bereinigen.
- Systemdateien prüfen und reparieren:
- „sfc /scannow“ zur Überprüfung von Systemdateien.
- „DISM /Online /Cleanup-Image /RestoreHealth“, um das Windows‑Abbild zu reparieren, falls SFC Fehler meldet.
- Datenträger prüfen, wenn ein Verdacht auf Dateisystemfehler besteht, etwa mit „chkdsk C: /f /r“, das beim nächsten Neustart ausgeführt wird.
Diese Befehle adressieren beschädigte Systemdateien und eine inkonsistente Netzwerkumgebung, die im Extremfall ebenfalls zu Abstürzen im TCP/IP‑Treiber führen können.
Schritt 5: Speicher- und Hardwaretests
Wenn der Fehler trotz aktueller Treiber, entfernter Zusatzsoftware und bereinigtem Netzwerk-Stack weiter besteht, sollte die Hardware in Betracht gezogen werden.
- Führen Sie einen Speichertest mit dem Windows-Speicherdiagnosetool oder einem alternativen Tool durch, um defekten RAM auszuschließen.
- Nutzen Sie herstellerspezifische Diagnosetools (z.B. HP Diagnostics, Dell SupportAssist), um RAM, Festplatte/SSD und weitere Komponenten prüfen zu lassen.
- Achten Sie darauf, ob der Bluescreen nur unter hoher Netzwerklast (z.B. große Downloads, Streams, Online-Gaming) auftritt, was auf eine problematische Kombination aus Treiber und Hardware hindeuten kann.
In einigen Fällen stellten Nutzer fest, dass zwar „tcpip.sys“ im Fehler genannt wurde, der eigentliche Auslöser jedoch defekter RAM war, der unter Netzwerklast vermehrt fehlerhafte Speicherzugriffe produzierte.
Reihenfolge der Maßnahmen und Praxistipps
Nicht jede Umgebung ist identisch, aber folgende Reihenfolge hat sich für viele Betroffene als sinnvoll erwiesen:
- Windows vollständig aktualisieren (alle kumulativen Updates und optionalen Treiber-Updates prüfen).
- Netzwerktreiber direkt vom Hersteller aktualisieren oder neu installieren.
- VPN‑Clients, zusätzliche Firewalls und Security-Suiten testweise entfernen bzw. aktualisieren.
- Netzwerk-Stack zurücksetzen, Systemdateien mit SFC/DISM prüfen und Dateisystem mit CHKDSK testen.
- Speicher‑ und Hardwarediagnose durchführen, falls der Fehler weiterhin sporadisch auftritt.
- Erst wenn all dies erfolglos war und die Fehlerhäufigkeit hoch bleibt, eine saubere Neuinstallation von Windows in Betracht ziehen.
Zwischen den einzelnen Schritten ist es empfehlenswert, das System jeweils einige Zeit im typischen Nutzungsszenario zu beobachten, um zu sehen, ob der Fehler erneut auftritt.
Wann professionelle Hilfe sinnvoll ist
In Unternehmensumgebungen oder bei produktiv genutzten Geräten kann es sinnvoll sein, frühzeitig IT‑Support einzubinden.
- Wenn ein zwingend benötigter VPN‑Client beteiligt ist, sollten Sie den entsprechenden Hersteller- oder Unternehmenssupport kontaktieren, da häufig spezielle, nur intern verfügbare Client‑Versionen oder Patches bereitgestellt werden.
- Wenn Debugging-Werkzeuge wie WinDbg zeigen, dass ein firmeneigener Treiber oder eine Spezialsoftware im Stack auftaucht, ist der Hersteller der Software der richtige Ansprechpartner.
- Bei wiederholten Hardwareverdachtsmomenten (z.B. RAM-Fehler in Diagnosetools) ist der Gang zum Servicepartner bzw. die Garantieabwicklung ratsam.
Gerade weil Kernel-Abstürze oft mehrere Ebenen (Treiber, System, Hardware) betreffen, kann eine professionelle Analyse im Einzelfall Zeit sparen und das Risiko von Datenverlust oder Folgeschäden reduzieren.
